JÄGER Ausgabe Juli 2016 Erntejagd

Sehr geehrter Herr Kieling,

wir sind uns nie begegnet – doch Sie sind ein Held meiner Jugend. Das erste Mal sah ich Sie vor sicher zwanzig Jahren in der „Wild und Hund“. Das Bild von Ihrer aufgeschlitzten Backe hat mich damals schwer beeindruckt. Sie schweißten fürchterlich, ein grober Keiler hatte sie angenommen. Über Monate hatten Sie sich bei den Sauen einquartiert, ihre Verhaltensweisen studiert. Sie waren ein verwegener Mann. Buchstäblich „saucool“ fand ich Ihren lila Anorak, quasi eine modische Hommage an Ihre ostdeutsche Herkunft. Damit hoben Sie sich wie ein Popstar ab von den lodig-gediegenen Meinhards und Happs der Szene. Dabei waren – und sind – Sie einer von denen, einer von uns, ein Jäger, ein Rüdemann. Nur wenige wissen: Sie sind sogar ausgebildeter Berufsjäger! Ihren Lehrprinz kenne ich gut. Er erlebte Sie als gelehrigen Schüler. Ihm imponierte, wie Sie einst als angeschossener DDR-Flüchtling durch die eiskalte Donau gekrault waren – um im gelobten Westen ein neues Leben anzufangen. Dort, wo Meinungs-, Presse- und Eigentumsfreiheit unveräußerliche Rechte darstellen. Und die BRD war gut zu Ihnen. Sie wurden Fernsehabenteurer, sie schafften, was kaum einem Jäger gelungen ist, avancierten zum gefragten Tierfilmer, wurden prominent. Und je prominenter, desto „nicht-Jäger“. Die Gefallsucht im Rampenlicht gehört zu den tückischen Mechanismen moderner Massenmedien. Und da die Jagd insgesamt nur wenigen gefällt, erklärt das die Kieling’sche Abneigung für sie. In einer Zeit, so vollgestopft mit Informationen, Ereignissen und Nachrichten, dass viele Menschen sich heillos überfordert fühlen, wirken Populismus und Fernsehen wie Rum und Cola – eine gefährlich gute Mischung gegen Kopfzerbrechen. Die AFD hat das erkannt, Heiko Maas übt noch – und Hannes Jaenicke hat es erfunden….

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