Interview mit Nachsuchenführer Chris Balke

Interview mit Nachsuchenführer Chris Balke

©Chris Balke

»Das Schwarzwild ist das Salz in der Suppe.« sagt Chris Balke, Deutschlands einziger hauptberuflicher Schweißhundführer und passionierter Sauenjäger.

Was fasziniert uns so an Schwarzwild?

Sauen! Keine Wildart raubt uns mehr Schlaf. Keine Wildart kann uns glücklicher machen – oder in tiefere Depression stürzen. Keine Wildart wird von uns so respektiert, geachtet, geliebt und gefürchtet wie das Schwarzwild. Sauen hat ein paar echte Hardliner getroffen, um zu erfahren, woran das eigentlich liegt.

Vom Gebirgsmassiv der Pyrenäen bis auf die Insel Hiddensee. Von der ungarischen Steppe bis ins saftige Marschland Niedersachsens: Sus Scrofa, das Europäische Wildschwein,
hat eine stetig wachsende Fangemeinde. Diese stellt mit glühender Passion Frischlingen und Überläufern nach; und sie träumt den heimlichen Jägertraum: die Jagd auf den wirklich reifen Bassen!

Einen Doppelzentner schwer, alt, erfahren, heimlich. Mit einem Gewaff, bei dem jedes Maßband sich ehrfurchtsvoll kringelt. Erpirscht, ersessen, nachgesucht. In weiten Teilen der Welt gilt die Jagd auf unsere borstigen Freunde als Pulsbeschleuniger schlechthin. Unabhängig von Jahreszeiten stellen wir den Sauen auf Ansitz, Pirsch oder Drückjagd nach. Allein oder gemeinsam. Die explodierten Bestände machen es nötig – doch unsere Passion erst macht es möglich, dass alljährlich derart hohe Strecken liegen. Es gibt nichts Packenderes. Nichts Spannenderes. Nichts, was uns stärker in Beschlag nimmt als die Jagd auf unsere urtümlichste Wildart.

Saujagd als Passion

Selbstverständlich erfreuen wir uns auch an dem Waidwerk auf Rehwild, Fuchs und Ente. Doch wenn zur Jagd auf das Schwarzwild geblasen wird, lassen wir alles andere stehen und liegen und schalten in den Jagdmodus. Woher kommt das? Was sind die Gründe für dieses Schwarzwild eber? Haben die Sauen einen besonderen Stellenwert in der Jägerschaft? Wir haben ausgewiesene Schwarzwildkenner befragt, die es wissen sollten.

Sauen Wildschwein Jagd Jägermagazin hunting wildboar

©Pauline von Hardenberg

Chris Balke

  • Deutschlands einziger hauptberuflicher Schweißhundführer
  • 39 Jahre,
  • Jagdscheininhaber seit 23 Jahren
  • Blaser R 93 Success Professional im Kaliber .338 Blaser Magnum, Geschoss 13 g Nosler Partition
  • Sauer 303 im Kaliber .300 Winchester Magnum, Geschoss 11,7 g Norma Plastikspitze
  • R 93 Offroad im Kaliber 9,3 x 62, Geschoss Geco Teilmantel

Jagdhunde

  • Deutsch-Drahthaar
  • Hannoverscher und Bayerischer Schweißhund

erlegte Sauen

  • 1.800 auf Ansitz
  • 1.700 bei Nachsuchen
Website:

www.nachsuchenprofis.de

Wann begann Ihre Liebe zum Schwarzwild?

Schon bei den ersten jagdlichen ausflügen mit meinem Vater, egal ob es die ersten Mondansitze waren oder die ersten Pirschen durch den dunklen Wald. alles, was mit Schwarzwild zusammenhing, hatte für mich einen besonderen Reiz. Mein Vater verstand es wie kein anderer, die Spannung hochzuhalten. so erinnere ich mich, dass ich als achtjähriger eine drei Hektar große Fläche durchdrücken musste, in der die Brennnesseln höher waren als ich. Die sauen grunzten und bliesen und wollten ihr Versteck nicht verlassen, und meine selbstgebaute Saufeder war immer dabei.sie war nicht gerade stabil, hatte aber für mich eine enorme psychische Wirkung. Und nachdem draußen dann der erste schuss fiel, war ich stolz wie Oskar. Dies hatte zur Folge, dass jedes Mal, wenn mein Vater in dieser Fläche Sauen fest hatte, Obertreiber klein Chris Balke antreten musste.

Erzählen Sie uns von Ihrer größten Blamage bei der Schwarzwildjagd.

Ich hatte das Glück, an einer Drückjagd bei einer Adelsfamilie teilzunehmen. ein Freund avisierte mich als besonnenen Schützen. Es war mein erster Auftritt. Ich bekam einen ruhigeren Stand, er war also nicht im Epizentrum. 30 Meter vor meinem Sitz befand sich ein Brombeerhaufen. als die Treiber bei mir vorbeikamen, steuerten sie genau auf diesen zu. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Ein Terrier schlug mit tiefem Hals an, ein Treiber rief: „Dicker Keiler!” Der Hund stellte sicher, ein Treiberschütze kam ihm zur Hilfe und nahm die Waffe hoch, bekam ihn aber nicht frei. Dann brach der Keiler aus und auf mich zu. Ich selbst hatte einen Erdsitz, mit Tarnnetzen verkleidet. Um besser mitschwingen zu können, hatte ich diesen etwas verlassen. Die Sau kam in hoher Flucht durch die Dornen und tauchte zehn Meter vor mir spitz auf. Ich hatte meine Doppelbüchse im Ziel und ließ fliegen. Die Sau überschlug sich kurz vor mir, wurde hoch und stürmte meinen Sitz. Da ich ein ein- bis vierfaches Glas auf der Büchse hatte und die Sau kurz vor mir war, gab es nun Probleme mit der Zielerfassung. Der zweite Schuss war raus, und die Sau hatte den Ansitzschirm um gute fünf Meter mitgenommen, um durch ihn hindurch zu flüchten. Die Treiber kamen zu meinem Sitz und fragten mich, wo denn der Keiler liege, aber außer Schweiß konnte ich nichts anbieten. Und auf die Frage, wie stark die Waffen waren, konnte ich nur antworten, die habe ich gar nicht gesehen. Aber 100 Kilogramm hatte die Sau bestimmt.