Das Gelände und die Zeit bestimmen zumeist die Schusspositionen auf der Pirsch. Sauen an der Kirrung zu erwarten, ist die eine Sache. Sauen im Feld anzupirschen, eine ganz andere.
Dabei muss der Jäger mit der Umgebung verschmelzen und vom Boden aus schießen. So funktioniert das sicher und erfolgreich. Roland Korioth hat sich die besten Tipps von Schießtrainer Hermann Rosenberg geholt.
Die besten Schusspositionen auf der Pirsch
Hermann Rosenberg
Der passionierte Waidmann ist Ausbilder bei den Fallschirmjägern im niedersächsischen Seedorf. Er war jahrelang Mitglied des Kommandos Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr. Zudem unterrichtet der Oberstabsfeldwebel Jäger auf Seminaren im präzisen Büchsenschuss.
Der Mann muss es wissen: Hermann Rosenberg ist Instruktor auf den Schießseminaren der Fachzeitschrift JÄGER, passionierter Grünrock und Ausbilder bei der Bundeswehr. Wenn er die richtige Handhabung einer Büchse und die besten Anschlagarten demonstriert, dann bewegt sich der 50-jährige Norddeutsche mit der Leichtigkeit eines Könners. Jeder Muskel weiß, was zu tun ist, wenn sich der ganze Mann flach auf die Erde legen will.
Gelernt ist gelernt
Was banal klingt, ist eine Wissenschaft für sich. Rosenberg macht mit dem linken Bein einen Ausfallschritt nach hinten, hält mit der Rechten die Waffe und deren Mündung sicher in die Höhe. Dabei wendet er den Blick keine Sekunde vom Wild ab, das hundert Meter vor ihm bricht. Die Linke federt wie beim Liegestütz den Körper ab, und schon sind Jäger und Boden vereint. Nun zieht die linke Hand den Gewehrriemen ein, stabilisiert so die Büchse in der Schulter, und bildet gleichzeitig zur Faust gepresst die Auflage unterm Vorderschaft. Der Jäger ist bereit für einen sicheren Schuss auch auf weite Distanz.
Welche Schusspositionen taugen auf der Pirsch?
Besser als im Liegen kann man kaum schießen. Der Körper ist völlig ruhig gestellt. Der rechte Ellbogen stützt sich aufdie Erde, die linke Hand gibt dem Vorderschaft Halt – als stabile Faust oder sekundierend am untergestellten Fernglas. Das angewinkelte rechte Bein hebt den Brustkorb leicht an, so dass die Atmung keinen störenden Einfluss aufs Zielen hat. Bergjäger wissen, wovon hier die Rede ist. Liegend sind Schüsse bis 200 Meter Distanz treffsicher – stets den Kugelfang bedacht. Hier scheiden sich übrigens die Geister, was die effektive Gefährdung anbelangt. Schauen wir einmal in die ballistischen Werte unseres Kalibers, so stellen wir fest, dass eine aus dem Liegen parallel zum Erdboden abgefeuerte Kugel in 8×57 IS (am Beispiel der RWS EVO 13 Gramm) nach 250 Metern knapp dreißig Zentimeter, nach 300 Meter bereits über einen halben Meter (!) fällt und sich damit schadlos ins Erdreich gräbt.
Entspannung!
Hermann Rosenberg demonstriert in unserer Fotoreihe en détail, wie man sich Bodenerhebungen, umgestürzte Bäume oder Hilfsmittel wie Zielstöcke und Pirschgläser zunutze machen kann. „Entscheidend für einen guten Schuss ist meistens die Auflage für den rechten Arm. Nur auf das linke Knie gestützt, wackeln wir wie ein Lämmerschwanz. Im Schneidersitz beide Arme auf die Knie gelegt, können wir hingegen sicher auf hundert Meter und mehr treffen“, erklärt der Oberstabsfeldwebel. „Wichtig ist, Knochen auf Knochen zu setzen und die Muskeln zu entspannen.“ Wenn allerdings das Jagdfieber die Entspannung verdirbt? „Dann muss man die Aufregung gezielt wegatmen“, weiß der aktive Fallschirmjäger: „Waffe absetzen, mit bloßem Auge das Wild ansehen,mehr aus- als einatmen, entschlossen neu ansetzen und technisch sauber schießen!“ Und das klappt immer? Wie oft hat er, der Waffenprofi, denn auf der Jagd vom Boden schon vorbeigeschossen?
Unfehlbar? Quasi!
„Gar nicht lange her“, sagt Rosenberg, „im Anschluss an ein Manöver in den USA hatte ich dort die Gelegenheit, auf Sauen zu jagen. Dabei habe ich in aussichtsreichster Position glatt gefehlt.“ Wie kam’s? „Beim Kontrollschuss am nächsten Morgen hatte die Leihwaffe 50 Zentimeter Hochschuss.“ Okay, Rosi, das zählt nicht. Wann haben Sie wirklich aus eigenem Verschulden gefehlt? „Noch nie. Ich hatte immer Glück“, stapelt der Bundeswehr-Scharfschütze tief und meint: „Mit der richtigen Schießtechnik kann gar nichts schiefgehen.“
Schusspositionen auf der Pirsch
In den folgenden Galerien zeigt Hermann Rosenberg die einzelnen Schritte.
1. Schusspositionen auf der Pirsch – Im Liegen
- hab acht: Nie die Augen vom Wild abwenden, Gewehrriemen in die Hand.©Siegfried Traub
- hübsch langsam: Vorsichtig bücken mit der Mündung nach oben.©Siegfried Traub
- Sicher abstellen: Jetzt das linke Knie weit genug hinten aufsetzen.©Siegfried Traub
- halber liegestütz: Der linke Arm trägt das ganze Körpergewicht.©Siegfried Traub
- Bequeme lage: Der rechte Arm wird aufgesetzt, die Waffe zeigt nach oben.©Siegfried Traub
- Solide auflage: Der linke Ellbogen rückt fast unter den Vorderschaft.©Siegfried Traub
- Stramme haltung: Riemen anziehen, die Büchse in die Schulter pressen.©Siegfried Traub
- nordischer anschlag: Das angewinkelte Bein entlastet die Brust.©Siegfried Traub
2. Schusspositionen auf der Pirsch – Auf Knien schießen
- So stabil wie möglich: Auf der rechten Hacke oder auf dem Knöchel sitzen.©Siegfried Traub
- knochen auf knochen: Vorbeugen, den Ellbogen vorn aufs Knie setzen.©Siegfried Traub
- achtung rücklage: Dieser Schuss kann nach hinten losgehen.©Siegfried Traub
3. Schusspositionen auf der Pirsch – Mit Auflage schießen
- völlig wackelfrei: Der Stamm gibt Halt und Deckung, die Hand stützt den Hinterschaft.©Siegfried Traub
- handschuhe helfen: Kein Altholz unterm Vorderschaft, keine Gräser vor der Mündung.©Siegfried Traub
- nicht verreißen: Den Daumen auf den Kolben- hals legen, langsam den Finger krümmen.©Siegfried Traub
4. Schusspositionen auf der Pirsch – Der Hawkins-Anschlag

Daumen hoch: Die linke Hand umfasst den Ge-wehrriemen und bildet eine Faust. Der Vorderschaft ruht auf der Hand, die nur leicht mit dem Daumen die Waage hält©Siegfried Traub
5. Schusspositionen auf der Pirsch – Kniend anstreichen
- In deckung: Einen Baum als Zielhilfe anpeilen, hübsch dahinter bleiben.©Siegfried Traub
- und runter: Das rechte Knie als Auflage nach vorn anwinkeln – ein entscheidender Vorteil.©Siegfried Traub
- gut festhalten: Die linke Hand sucht Halt am Baum, der Daumen führt den Vorderschaft.©Siegfried Traub
6. Schusspositionen auf der Pirsch – vielseitiges Fernglas
- ön groß: Besonders die stattlichen Prismengläser ersetzen jedes Vorderschaft-Zweibein.©Siegfried Traub
- absolut treffsicher: Der Profi schießt ©Siegfried Traub
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