Zahnformel – Altersbestimmung beim Schwarzwild

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©Pauline von Hardenberg

Altersbestimmung beim Schwarzwild – Fehleinschätzungen

Die Gewichtsschwankungen beim Schwarzwild sind in unseren Breiten enorm und differieren zum Teil erheblich. Die Gründe hierfür liegen in den unterschiedlichen Frischterminen, dem unterschiedlichen Fraßangebot und eventuellen Krankheiten. Eine weitere Fehleinschätzung hinsichtlich der Größe und des Gewichts liegt bei den Keilern kurz vor und während der Rauschzeit. Zu diesen Zeiten sind ihre Gewichte höher als im restlichen Jahr. Außerdem täuscht die Winterschwarte bei allen Sauen immer ein höheres Gewicht vor. Im Zuge von Gesellschaftsjagden reicht es sicherlich, aus der Rotte die körperlich schwächsten Stücke zu erlegen – hier handelt es sich in der Regel um Frischlinge. Jedoch ist im Einzelfall nicht jedes braune Stück ein Frischling, genauso wenig wie jedes schwarze Stück ein Überläufer oder älter ist.

Altersbestimmung beim Schwarzwild – Das Gebiss ist der Clou

Eine Altersschätzung anhand des Gebisses bzw. des Zahnwechsels bis zum zweijährigen Stück ist recht genau möglich. Es ist weniger entscheidend, ob ein erlegter Frischling sieben oder neun Monate alt ist, genauso wenig wie es kriegsentscheidend ist, ob der gestreckte Überläufer 14 oder 17 Monate auf der Schwarte hat. Mithilfe der Zahnbestimmung lässt sich aber weitestgehend feststellen, ob es sich um einen Frischling, Überläufer oder ein zweijähriges bzw. älteres Stück handelt.

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©Pauline von Hardenberg

Altersbestimmung beim Schwarzwild –  Das Milchgebiss

Anfangs schiebt das Schwarzwild die Schneide-, Eck- und Vorderbackenzähne (mit Ausnahme des P1) als Milchgebiss. Die Milchzähne werden innerhalb der ersten beiden Lebensjahre durch die jeeeiligen Dauerzähne ersetzt. Die ersten acht Lebenswochen verfügen Frischlinge über acht Milchzähne: den dritte Schneidezahn (i3) sowie den Eckzahn (c1) pro Ober- sowie Unterkieferhälfte. Weitere Schneidezähne werden bis zu einem Alter von knapp zwei Monaten nicht geschoben, da die Frischlinge zu dieser Zeit noch an den Strichen der Bache saugen – das reduziert Verletzungen der Zitzen. Während der folgenden vier Wochen schieben die Frischlinge den ersten Schneidezahn (i1) und den zweiten Prämolar (p2). Das Milchgebiss ist nach ungefähr vier Monaten komplett ausgebildet und bleibt in dieser Anordnung bis zum neunten/zehnten Monat erhalten.

Altersbestimmung beim Schwarzwild – Das Dauergebiss

Die Backenzähne sowie der erste Vorderbackenzahn wachsen sofort als Dauerzähne. Das Dauergebiss ist nach drei bis vier Jahren komplett ausgebildet. Mit zehn bis zwölf Monaten werden die zuerst geschobenen Milchzähne i3 sowie die Eckzähne (c) als erste durch die Dauerzähne I3 sowie C ersetzt. Alle Dauerzähne sind deutlich breiter angelegt als ihre Milchpendants. Dies ist ein wesentliches Indiz für den Übergang vom Frischlingdasein hin zum Überläufer. Des Weiteren wird vom Übergang in das zweite Lebensjahr (ab 13. Monat) der zweite Molar (M2) angelegt und mit gut 14 Monaten der erste Schneidezahn (I1). Nun ist auch deutlich eine Lücke zwischen dem I1 (Dauerzahn) und dem i2 (Milchzahn) sichtbar. Während des 15. und 16. Monats werden die Milchprämolaren gewechselt. Der p4 ist im Milchgebiss dreiteilig, während er als P4 im Dauergebiss zweiteilig ist. Bis auf den i2 sind nun alle Zähne als Dauerzähne vorhanden.

Im Alter von 19 bis 20 Monaten wird auch er zum dauerhaften I2. Nun fehlt nur noch der dritte Molar (M3) zum kompletten Dauergebiss. Mit etwa 21 bis 22 Monaten erscheint der M3 zunächst im Unterkiefer, danach im Oberkiefer. Jedoch kann sich das Durchbrechen gerade im Oberkiefer lange hinziehen. Ungefähr zu dieser Zeit, genauer ab dem 24. Monat, sind alle Schneidezähne durchgewechselt sowie durchgebrochen und befinden sich nun auf einer Linie (die vorherige Lücke ist ab dem 24. Monat nicht mehr sichtbar).