Wie nah sind die Sauen? – Entfernungen schätzen ohne Hilfsmittel

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Holzsauen: Um den Testern gleiche Bedingungen zu bieten, wurden zum Schätzen der Entfernungen selbstgebaute Sauen-Silhouetten verwendet. ©Pauline von Hardenberg

Ob das Schwarzwild tatsächlich nah genug für einen sauberen Schuss ist, kann man bei Nacht nur wissen, wenn man verlässlich die Entfernungen schätzen kann. 

Aber können wir unseren Einschätzungen trauen? Wenn der Kontrast verschwimmt und wir vermeintliche Schwarzkittel sehe, die sich doch zu oft als Maulwurfshügel oder Strauch entpuppen?

Die Redaktion vom JÄGER hat den Test gemacht.

Entfernungen schätzen – Was können wir dem Auge zutrauen?

Entfernungsmesser finden sich heutzutage in vielen Jagdrucksäcken oder sind gleich im Fernglas verbaut. Wie gut stellen sich aber Jäger an, wenn sie am Tage und nachts per Augenmaß abschätzen sollen, wie weit die Sau entfernt ist?

Distanzbewältigung

Entfernungen zu beurteilen, fällt nicht jedem leicht. Voraussetzung dafür ist das räumliche Sehen und Vorstellungsvermögen – und das ist nicht bei allen Menschen im selben Maße ausgeprägt. Der Versuch hat aber gezeigt, dass es sich um eine Fähigkeit handelt, die sich trainieren lässt. Besitzen Sie einen Entfernungsmesser? Dann schätzen Sie doch künftig die Entfernung erst einmal, bevor Sie auf den Knopf drücken. Sie werden schnell feststellen, dass Sie von Mal zu Mal besser werden.

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Nah: Kurze Entfernungen waren gerade für unerfahrene Jäger schwer einzuschätzen. ©Pauline von Hardenberg

Haben Sie schon einmal bei Mondschein ein Stück Schwarzwild beschossen und sich hinterher schwer getan, es auf dem umgepflügten Acker oder in der Wiese wiederzufinden? Später am Stück haben Sie festgestellt, dass die Richtung zwar stimmte, Sie sich mit der Entfernung jedoch grob verschätzt hatten?

Man könnte jetzt natürlich sagen, na klar, vom Hochsitz sieht alles anders aus. Ich wollte es jedoch genau wissen und habe vier Jäger mit unterschiedlich viel Jagderfahrung im Hellen, in der Dämmerung und bei Mondschein schätzen lassen, ob unterschiedlich große Sauen-Silhouetten von Frischling, Überläufer und Keiler noch auf Schussentfernung stehen.

Entfernungen schätzen – der Versuchsaufbau

Als Testpersonen wurden ein alter Hase, mit 41 Jahresjagdscheinen (Jäger 2), gefolgt von 22 Jahren Jagderfahrung (Jäger 1), einem fortgeschrittenen Anfänger (Jäger 3) und einem absoluten Novizen (Jäger 4) rekrutiert. Zunächst bei Tageslicht mussten alle vier die Entfernungen von einem Hochsitz aus, mit oder ohne Fernglas, aber nicht mit dem Absehen im Zielfernrohr, schätzen. Schließlich folgte die Einschätzung in später Dämmerung (Jäger 1 und 2 ) bzw. zwei Tage vor Vollmond (Jäger 3 und 4) für je zwei Probanden

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Dunkel: Bei geringem Licht wurden Entfernungen von den Testpersonen eher unterschätzt. ©Pauline von Hardenberg