Besser schießen – Das optimale Drückjagdtraining

Alexander Marunde verhilft Ihnen mit seinen Tipps zum optimalen Drückjagdtraining. So nutzen Sie die bevorstehende Drückjagdsaison bestmöglich!

©Zeiss/Sauer

Um die sich bietenden Chancen der bevorstehenden Drückjagdsaison bestmöglich zu nutzen, hilft nicht nur richtiges Standverhalten, sondern vor allem ein gutes Drückjagdtraining.

Alexander Marunde erklärt, wie sich sicheres Treffen üben lässt.

Alle Jahre wieder – mit dem Herbst naht die Drückjagdsaison. Doch mit der Vorfreude kommen bei vielen von uns auch Sorgen und Zweifel auf. Bin ich gut genug vorbereitet, um ein flüchtiges Stück Wild sicher zu erlegen? Ist meine Ausrüstung optimal? Ich habe inzwischen mehrere Jahre als Standaufsicht und Schießausbilder in einem Schießkino verbracht und möchte Ihnen ein paar einfache Tipps geben, die helfen werden, Sie und Ihre Ausrüstung entscheidend zu verbessern.

Drückjagdtraining – Welche Möglichkeiten gibt es?

Mittlerweile hat uns die Technik ein breites Spektrum an Übungsmöglichkeiten eröffnet. Zu den klassischen Schießständen mit Standscheiben und laufendem Keiler kamen in den letzten Jahren Neuheiten wie Schieß- und Laserschießkino dazu. Gerade die letztgenannten bieten durch die verschiedenen Sequenzen und darstellbaren Situationen eine Vielzahl an Übungsmöglichkeiten.

Die klassische Standscheibe ist der Anfang jeder Schießausbildung und später noch gut, um einfach zu trainieren und mit der eigenen Waffe vertrauter zu werden. Somit hat auch dieses Schießen seine Daseinsberechtigung in der Drückjagdvorbereitung. Der laufende Keiler ist eine gute Möglichkeit, sich dem Thema Bewegungsjagd zu nähern. Durch die stets gleiche Geschwindigkeit und Laufrichtung, in der Regel von rechts nach links, sind die Möglichkeiten einer realistischen Darstellung aber schnell erschöpft.

©Zeiss/Sauer

Drückjagdtraining mit dem Laserschießkino

Ein Laserschießkino bietet eine gute und günstige Möglichkeit, den Bewegungsablauf beim Drückjagdschießen zu üben. Man kann sich voll auf Bewegung und Abzug konzentrieren, ohne die störenden Nebenwirkungen wie Rückstoß und Schussknall fürchten zu müssen. Dieser Vorteil ist aber auch ein gewisser Nachteil, denn nichts wird das Schießen mit der eigenen hochwildtauglichen Büchse ersetzen. Also gehen Sie ins Schießkino. Nutzen Sie hier die gut verfügbaren Sorten an Übungsmunition wie Cineshot. Die Munition ist günstig, und die Treffpunktabweichung im Vergleich zu Ihrer Jagdmuniton ist auf 30 bzw. 50 Meter nicht nennenswert. Der Rückstoß ist, wie auch bei den meisten bleifreien Geschossen, durch die leichten Geschosse etwas sanfter als bei Standardmunition. Zu beachten ist, dass es vermehrt zu Ablagerungen im Lauf kommt.

Üben Sie so oft wie möglich mit der eigenen Waffe, um das Schießen zur Routine werden zu lassen! Jedes Schießen wird Sie voranbringen, egal ob Scheibe, Keiler oder Kino. Wenn man sich an den Prozess des Schießens gewöhnt, wird man immer mehr Sicherheit bekommen, und das lästige Mucken, für viele ein großes Problem, wird sich nach und nach verflüchtigen. Schießen lernt man nur durch Schießen, also bleiben Sie am Ball!

Das Schießen mit der Flinte trainiert die Hand-Auge-Koordination. Also, ab auf den Tontaubenstand! © Pauline von Hardenberg

Das Schießen mit der Flinte trainiert die Hand-Auge-Koordination. Also, ab auf den Tontaubenstand! © Pauline von Hardenberg

Die Flinte als Mittel zum Drückjagdtraining

Was ich damit meine, ist eigentlich ganz einfach. Üben Sie möglichst viele verschiedene Disziplinen. Flintenschießen ist dem Drückjagdschießen viel ähnlicher als der ruhige Schuss vom Ansitz. Ich habe beobachtet, dass versierte Flintenschützen oft auch exzellente Drückjagdschützen sind. Besuchen Sie doch mal wieder den Tontaubenstand. Denn es gibt kaum ein besseres Training für Ihre Hand-Auge-Koordination, und das ist letztendlich entscheidend für den Erfolg auf der Bewegungsjagd. Dasselbe gilt übrigens auch für das Schießen mit der Kurzwaffe. Für einen guten Treffer muss auch hier alles passen, und die Abzüge, die meist viel härter sind als bei Büchsen, trainieren ein sauberes Abziehen. Abzugskontrolle ist das A und O beim Schuss. Alles kann vorher perfekt sein, zieht man nicht sauber ab, schießt man daneben oder – noch schlimmer – krank.

Warum ein Foto hilft

Um eine bessere Abzugskontrolle zu lernen, stellen Sie sich vor, der Abzug der Waffe sei der Auslöser einer Kamera. Drücken oder reißen Sie hier ohne Gefühl voll durch, wird das Bild verwackeln. Es heißt nicht umsonst Abzug und nicht Abdruck. Probieren Sie es doch mal mit einer Pufferpatrone in Ruhe aus. Dieses einfache Prinzip wirkt bei vielen Jägern wahre Wunder.

Das optimale Drückjagdtraining? Häufig, aber kurz!

Sie werden keinen Profi-Sportler erleben, der drei Tage vor einem Wettkampf mit dem Training beginnt und dann eine stundenlange Einheit absolviert. Versuchen auch Sie, einmal im Monat auf den Schießstand zu gehen, und machen Sie hier 20 konzentrierte Schüsse. Wenn man anfängt zu ballern, sollte man aufhören. Zwei Tage vor der Drückjagd den einzigen Termin im Schießkino zu machen, ist der falsche Ansatz. Gerade außerhalb der Saison, im Frühjahr und im Sommer, ist es wichtig zu trainieren. ,,Aus den Augen, aus dem Sinn“ ist der falsche Weg. Versuchen Sie auch, in der ruhigen Zeit das Training nicht zu vernachlässigen.

©Pauline von Hardenberg

Drückjagdtraining immer mit der eigenen Waffe!

Ich sehe leider sehr oft, dass viele Jäger mit ihrer eigenen Waffe nicht 100-prozentig zurechtkommen. Der Anschlag passt nicht, das Zielfernrohr ist zu hoch, der Abzug zu hart. Mein Appell an Sie lautet also: Scheuen Sie sich nicht, ein paar Euros in Tuning oder eventuell in eine neue Waffe zu investieren, wenn Sie Probleme bemerken. Häufig wirkt ein neuer Flintenabzug im alten 98er schon Wunder. Fragen Sie Ihren Büchsenmacher des Vertrauens, und lassen Sie sich beraten. Großvaters alter Drilling war vor einigen Jahrzehnten bestimmt die ideale Jagdwaffe, doch auf einer Drückjagd auf Schwarz- und anderes Hochwild hat er meiner Meinung nach nichts zu suchen.

Ein guter Repetierer mit einer brauchbaren Optik ist hier erste Wahl. Ein Zielfernrohr mit achtfacher Vergrößerung ist ebenso kontraproduktiv. Hat man die Sau im Absehen, erblickt man nur Schwarz. Das eigene Wackeln so vergrößert zu sehen, macht einen zudem noch unruhiger. Meine Empfehlungen sind Rotpunktvisiere und Drückjagd- Zielfernrohre mit niedriger Vergrößerung. Man kann mit beiden Augen offen Schießen, was wiederum perfekt ist, um die nun antrainierte Hand-Auge-Koordination ideal zu nutzen.

Alexander Marunde verhilft Ihnen mit seinen Tipps zum optimalen Drückjagdtraining. So nutzen Sie die bevorstehende Drückjagdsaison bestmöglich!

©Zeiss/Sauer

Lange Läufe an der Büchse

Auch sehe und höre ich oft, dass sehr kurze Waffen, meist der alte Nachsuchen- 98er, für die Drückjagd genutzt werden. ,,Für die Drückjagd reicht es doch“, wird dann oft gesagt. Bedenken Sie hier, dass gerade bei der Bewegungsjagd die Chance auf Beute meist nur wenige Sekunden besteht – und hier alles passen muss. Ein sehr kurzer Lauf bedeutet, dass das Geschoss langsamer ist, somit wird die Energie verringert und die Flugzeit zum Ziel verlängert, was wiederum das Treffen erschwert. Zudem erhöht dieser die Mündungsenergie und verstärkt damit das Mucken. Darüber hinaus macht ein längerer Lauf die Waffe etwas kopflastiger, was einem guten Anschlag und einem sauberen Mitschwingen zugute kommt.

Ein weiterer Vorteil ist der geringere Knall und der verminderte Rückstoß, was einen saubereren und konzentrierteren Schuss zulässt. Da man im Idealfall auf einem offenen Drückjagdbock steht, ist die Länge der Waffe in der Hinsicht zweitrangig. Tun Sie sich also selbst den Gefallen und nutzen Sie die kurzläufige Büchse wirklich nur bei der Nachsuche. Eine letzte Bitte zum Thema Abzug: Lassen Sie den Stecher weg!

Uneingestochen sind die Abzüge oft eine Katastrophe und eingestochen ein Risiko. Sie glauben gar nicht, was eine Schießkinodecke alles an Geschossen abfangen muss, weil die Waffen ungewollt auslösen.

Wählen Sie Ihr passendes Kaliber

Mit diesem Ausspruch meine ich nicht, dass Sie das stärkste Kaliber schießen sollen, was verfügbar ist, sondern das stärkste, welches Sie noch sauber schießen können. Glauben Sie mir, für die meisten ist da spätestens bei der .30-06 Schluss. Haben Sie keine Angst vor alten Geschichten, dass Hochwild mindestens acht Millimeter braucht und man für eine starke Sau 18,5 Gramm Geschossgewicht benötigt. Diese Ammenmärchen stammen aus einer Zeit, in der noch keine modernen Verbund- oder Bleifrei-Geschosse verfügbar waren. Es wurde zwar schon oft geschrieben, aber ich sage es trotzdem noch einmal: Ein sauberer Blattschuss mit der 7×57 bringt deutlich mehr als ein Schuss durchs Gescheide mit der 8×68 S.

Kaliberwahl für das Drückjagdtraining: Leicht, aber stark!

Nutzen Sie moderne, stabile Geschosse wie zum Beispiel Nosler Accubond, Barnes TTSX oder Sako Hammerhead, um nur einige zu nennen. Wählen Sie bei bleifreier Munition mit Kupfergeschoss das leichteste verfügbare Geschoss in Ihrem Kaliber, zum Beispiel 150 gr (9,7 g) Barnes TTSX bei der .30-06 und .308 Winchester. Warum so leicht? Das Kupfer benötigt eine höhere Geschwindigkeit, um vernünftig aufzupilzen, und diese höhere Geschwindigkeit kommt durch das leichtere Gewicht. Ein angenehmer Nebeneffekt ist der geringere Rückstoß der leichteren Geschosse. Des Weiteren schießt ein leichtes Kupfergeschoss in der Regel präziser, da es vom Drall des Laufs besser stabilisiert wird. Das liegt daran, dass die Dralllänge immer für eine Geschosslänge optimiert ist. Da ein 180 gr (11,7 g) Bleigeschoss immer ungefähr gleich lang ist, sind die meisten Waffen im Kaliber .30-06 darauf ausgelegt.

Ein 180 gr Nosler Accubond zum Beispiel ist 35 Millimeter lang. Durch das geringere spezifische Gewicht ist ein gleichschweres Kupfergeschoss um einiges länger und wird nicht mehr so gut im Lauf stabilisiert und schießt damit unpräziser. Das muss nicht, aber kann ein Grund dafür sein, warum Ihre Waffe mit bleifreier Munition nicht so präzise schießt wie vorher. Die festere Struktur des Kupfers sorgt zudem dafür, dass Sie eine höhere Durchschlagskraft und ein fast 100-prozentiges Restgewicht haben, somit brauchen Sie kein schweres Geschoss, um Ausschuss zu erzielen.

Alexander Marunde verhilft Ihnen mit seinen Tipps zum optimalen Drückjagdtraining. So nutzen Sie die bevorstehende Drückjagdsaison bestmöglich!

©Zeiss/Sauer

Drückjagdtraining mit den Profis

Scheuen Sie sich nicht, einen Profi um Rat zu fragen! Die meisten Standaufsichten sind erfahrene Schützen und helfen Ihnen gerne weiter. Ich habe festgestellt, dass ein paar kleine Tipps zur Haltung und zum Anschlag oft Großes bewirken können. Gerade das mysteriöse Vorhaltemaß ist ja ein heiß diskutiertes Thema. Um das genaue Vorhaltemaß zu ermitteln, müssen Sie die Geschwindigkeit des Ziels, die Geschwindigkeit des Geschosses und die Entfernung zum Ziel genau kennen. Sie sehen schon, eine fast unlösbare Aufgabe, das alles in Sekundenschnelle durchzurechnen. Versuchen Sie besser, das Ziel von hinten zu überholen, im Trägerbereich abzuziehen und dann in einer flüssigen Bewegung über das Ziel hinauszuziehen. Je nachdem wie schnell das Stück ist, werden Sie diese Bewegung schneller oder langsamer ausführen, und so haben Sie immer das richtige Maß.

Drückjagdtraining mit der Flinte

Orientieren Sie sich hier auch am Skeetschießen. Versuchen Sie hierbei, mit dem Absehen im oberen Bereich des Wildkörpers zu bleiben. Die meisten schlechten Schüsse sind, aufgrund von Mucken, Aufregung oder harten Abzügen, zu tief. Mit einem Haltepunkt Handbreit unter der Wirbelsäule sind Sie auf der sicheren Seite. Kommen Sie dann etwas zu tief ab, sitzt der Schuss meist noch gut im Leben, und ein hoher Blattschuss wird das Stück im Normalfall sofort an den Platz bannen und durch den damit verbundenen Lungentreffer schnell verenden lassen. Machen Sie sich sofort wieder schussbereit und beobachten das beschossene Stück weiter aufmerksam, auch ein Krellschuss kommt vor und muss dann den sofortigen Fangschuss nach sich ziehen.

Selbstdisziplin – Der Schlüssel zum Erfolg

Kommt das Wild auf größerer Entfernung und mit hoher Geschwindigkeit, ist es oft besser, auf die nächste Situation zu warten. Ich spreche hier von Entfernungen ab 80 Meter aufwärts. Das richtige Vorhaltemaß liegt hier oft schon mehrere Meter vor dem Stück. Solche Schüsse sind nicht unmöglich, erfordern aber ein sehr hohes Maß an Erfahrung und Besonnenheit. Schießen Sie wirklich nur, wenn Sie ein gutes Gefühl haben. Oft merkt man bereits beim Anbacken oder bei der Zielaufnahme, dass irgendetwas nicht passt. Tun Sie sich dann selbst den Gefallen und warten Sie auf die nächste Möglichkeit. Wenn Sie diese Ratschläge befolgen und regelmäßig trainieren, werden solche unsicheren Momente aber irgendwann der Vergangenheit angehören.

Waidmannsheil!